Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk - Geschichte

Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk
Geschichte

Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk - einzigartiges technisches Denkmal in Mecklenburg - Vorpommern

Die Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk sind ein Wahrzeichen des Landes.

 

Kleiner Auszug aus der Geschichte

  • Vorweg: Um Neu Vorwerk sind mehrere Mühlenstandorte nachweisbar.  So befand sich in Richtung Dalwitz die Wendtfelder Wassermühle. In Richtung Poggelow stand auf dem alten Mühlenberg eine Windmühle. Auch die umliegenden Ortschaften wie Dalwitz, Walkendorf, Boddin, Schwastorf und Jördenstorf besaßen Mühlen.

Beginn:
Der Erdholländer

 

  • 1849 Errichtung der Windmühle durch die Familie Wilhelm von Ortzen auf Gut Alt Vorwerk. Der Bau erfolgte im Zuge der Neugestaltung des Gutes.
    Ausschlaggebend für diesen Standort sprachen neben den hervorragenden windtechnischen Verhältnissen vor allen Dingen ästhetische Gründe. Schließlich wollte man wie im preußischen
     Sanssouci vom Schloßfenster  aus eine Windmühle sehen. Und so baute man die alte Mühle an der Straße nach Poggelow ab und errichtete am jetzigen Standort den weithin sichtbaren Erdholländer. Gleichzeitig legte man die  neue Straße an. Mit der Fertigstellung des Herrenhauses Alt Vorwerk 1856  war das Ensemble komplett. Von da an konnte man vom Turmzimmer die Windmühle arbeiten sehen.
  • Als Gutswindmühle arbeitete sie für Gut. In Zeitpacht vergeben erhielt der Pächter neben dem Mühlengehöft in Neu Vorwerk auch den umliegenden Acker zur Bewirtschaftung. Die Mühle stellte eine sehr leistungsfähige Windmühle dar. Mit einem für die damalige Zeit typischen Oberantrieb versehen, konnten 3 Mahlgänge angetrieben werden. Dabei modernisierte man die Mühle immer weiter. Ursprünglich nur mit Steert und Segelflügel ausgestattet, erhielt sie dann eine automatisch arbeitende Windrose, leicht zu bedienende Jalousieflügel wie auch moderne Walzenstühle.
  • Mit der Bodenreform 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone wurde auch das Gut Alt Vorwerk enteignet und aufgesiedelt. Müllermeister Bünger wird Eigentümer der Mühle. Mühle und Siedlung erhält 1947 Stromanschluß übrigens eine der letzten in Deutschland. Die Mühle arbeitete weiter mit Wind, denn nur zeitweise war Strom vorhanden.
  • Nach Kriegsende waren die Dörfer mit Flüchtlingen überfüllt. Überall herrschte Hunger und Not. Da die Großmühlen ausgefallen waren, stellten einzig die Kleinmühlen auf dem Land die Versorgung sicher. Selbst kleinste Mengen Korn wurden zur Mühle in Neu Vorwerk gebracht.
  • Die Mühle sicherte das Überleben der Bevölkerung.
  • Lange Warteschlangen. Aber an der Kleinen Mühle kündigte sich große Reparaturen an. Die Mühle würde Monate lang ausfallen. Was tun? Der Müller sah die Lösung direkt vor sich. In Sichtweite in Walkendorf hat sich der dortige Müller gerade eine neue Mühle gebaut. Also ging er auf die Suche.

 

Galerieholländer

 

  • 1949 kam es zum Neubau des großen Galerieholländers. Er stellt damit wohl den letzten Windmühlenneubau für die gewerbliche Müllerei in Deutschland dar.
  • Mit Beharrlichkeit und Improvisationsvermögen gelang der Bau. Er erscheint in den Nachkriegswirren des 2.Weltkrieges - in einer Zeit von Mangel an Essen, Baumaterialien und Fachkräften, in einer Zeit von Massenverelendung und  sowjetischer Besatzungsmacht noch immer unglaublich. Das modernste im historischen Mühlenbau wie u.a. eiserne Flügelwelle, Königswelle und Transmissionen waren hier integriert. Die Mühle lief nun fast vollautomatisch. Freudig wurde die Große Mühle begrüßt.
  • Weitere Gebäude entstanden, die Müllerfamilie zog aufs Grundstück. Die kleine Mühle außer Dienst gestellt, diente nunmehr als Viehstall und Scheune,  später in Verbund mit der Großen als Getreidespeicher.
  • 1960 erfolgte die Instandsetzung der Flügelanlage. Trotz des ständig verfügbaren elektrischen Stromes  wollte Müller  Bünger auf den kostenlosen Wind nicht verzichten.
  • 1961 aber die Enteignung im Zuge der DDR-weit stattfindende Zwangsverstaatlichung. Mühlen nun „Volkseigentum“.
  • Sie produzierten nunmehr als überbetriebliche Einrichtung Mischfutter für die umliegenden hiesigen LPG. 1967 schließlich der Umbau zu einer einfachen Mischfuttermühle mit Zerstörung der Flügelanlage, Antrieb mit E - Motor. Ein riesiges asbestverkleidete Getreidesilo entstand.
  • Dann kam die "Wende", die Wiedervereinigung von old Germany und das Aus fast aller noch produzierenden Kleinmühlen. 1991 gingen auch in Neu Vorwerk die Lichter aus. Bisher nur völlig unzureichend  unterhalten, unterblieb jetzt jegliche Pflege. Diebstahl und Vandalismus setzten der Anlage schwer zu, ungebremster Verfall.

 >>>>Die  Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk drohten für immer verloren zu gehen.

 

Der Neuanfang

 

  • Staunend lernte ich 1991 die Mühlen in Betrieb kennen, damals noch als Lehrling mit Moped unterwegs.  Zwei Windmühlen nebeneinander!!! Regelmäßig besuchte ich nun die Mühlen. Mit Erschrecken mußte ich den wachsenden Verfall dieser einmaligen Anlage ansehen.
  • Nach schwersten Plünderungen und Zerstörungen begann 1995 mein Engagement zum Erhalt der Zwillingsmühlenanlage vor Ort. Obwohl die Eigentumslage unklar war, sicherte ich mit großem Aufwand die Anlage. Die zerstörten Fenster und Türen wurden verschlossen, Löcher im Dach und Verkleidung abgedichtet, Tore und Zaunanlage wieder aufgebaut. Ein erstes Infoschild für Interessierte entstand. Klärung der Besitzverhältnisse, Verhandlung, und
  • Seit 1997 befindet sich die Zwillingswindmühlen wieder im Familienbesitz.
  • 1998 – 2001 Abriss der völlig verrotteten Nebengebäude.
  • Die Zwillingswindmühlen stehen erstmals seit ihrer Erbauung wieder frei auf dem Mühlenberg.
  • 2001 Aufwändige Sicherungsarbeiten besonders an dem seit der Stilllegung 1949 völlig vernachlässigten Erdholländer. Auch das Grundstück wird begehbar. Allein der Bereich um den Mühlen wird mit über 350 t Mutterboden zumeist per Hand eingeebnet.
  • Ab 2002 Sanierung des großen Galerieholländers.
  • Nur eine aufwändige Sanierung am Balkenwerk, Mauerwerk und Fundament sichert den Fortbestand der Mühle. Seit Jahren dient deshalb jegliche freie Zeit, Mühen und Mittel diesem Ziel. Dabei ist der Aufwand doch noch größer als - ohnehin schon - eingeplant, da viele Schäden erst während der Sanierung entdeckt werden.
  • 2004 Start der Website im Internet. Neben den Zwillingswindmühlen werden hier einzigartig sämtliche erhaltenen Wind-, Wasser- und Motormühlen des Landes vorgestellt. Schönster Lohn, konnten dadurch einige Mühlen erhalten werden. Weitere Seiten kamen hinzu.
  • 2007 starteten die Sanierungsarbeiten am Mauerwerk. Als typischer Nachkriegsbau mußten viele Ziegelsteine erneuert werden.
  • 2008 gelang schließlich die Eindeckung des Rumpfes mit den für mecklenburgischen Windmühlen typischen Holzschindeln und der Einbau der Sprossenfenster.
  • Dank der Förderung durch die Landesdenkmalbehörde MV gelang 2009/ 2010 die Sanierung der Kappe durch die versierte Mühlenbaufirma Pätzmann. Mit funktionstüchtiger Windrose dreht sich seitdem die Kappe - als eine der letzten überhaupt - wieder in den Wind.
  • Die Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk sind wieder ein Wahrzeichen des Landes.
  • 2011 Rettung der Kleinen Mühle. Ungeahnte Wassermassen ließen den Keller einstürzen und die Fundamente freispülen. Nur durch sofortiges Verfüllen konnte das Umfallen verhindert werden.
  • In den Jahren danach folgten große Buddelaktionen auf dem Grundstück. Brunnen und Klärgrube wurden erneuert. Doch ein banger Blick ging immer zu der Kleinen Mühle.
  • Ab 2014 schließlich die Erneuerung der Achtkantverschalung, Fenster  und die Eindeckung mit Bitumenschindeln. Doch als großer Schock stellten sich starke Schäden am Tafelment und Eckständer heraus. Nach schlaflosen Nächten war klar.
    Die Kappe muß runter.
  • 2016 nach Bau eines soliden Notdaches und Verstärkung der Kappe, Abnahme des Mühlenkopfes der Kleinen Mühle durch die Mühlenbaufirma Wernicke.
  • 2017 Vergabe des Friedrich Lisch Denkmalpreises des Landes Mecklenburg - Vorpommern an Ingo Arlt für den aufopfernden Erhalt der Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk!
  • 2017 Erhalt der Ehrenamtsmedaille des Landkreises Rostock
    für das Engagement zur Erhaltung der Mühlen im Land
  • Und bis heute weiterhin neben der Pflege von Gebäude und Grundstück sowie der Erweiterung und Aktualisierung der Mühlendatenbank auf der Website der Zwillingswindmühlen Neu Vorwerk,
    vor Ort Sanierungsarbeiten am Fachwerk der Kleinen Mühle.
  • Denn große Herausforderungen warten noch. Schließlich muß Mauerwerk und Fundament saniert werden. Und auch die Kappe möchte endlich wieder auf die Mühle.
    Und in der Großen Mühle warten Fußboden und Technik auf eine Erneuerung...
    Schließlich ist:

Das Ziel

 

  • Mein Traum: Mühle in Betrieb!!!

    Ein seltenes Schauspiel in MV sollt ihr ihr hier erleben - Drehende Flügel einer Windmühle.
    Dabei soll die umweltfreundlichen Naturkraft des Windes zur Stromproduktion genutzt werden. Und die historische Mehlherstellung soll in dem funktionstüchtigen technischem Denkmal gezeigt werden können. So können Schüler, Kinder und interessierte Fans die verantwortungsvolle aber auch schwere Arbeit unser Vorfahrenzur zur Herrstellung des Grundnahrungsmittels Mehl erleben.
  • Freue mich über jede Unterstützung.

 Glück zu

Ingo Arlt  

 

Hinweis: Großes Interesse an weiteren Infos zur Geschichte, Unterlagen und historische Fotos der Zwillingswindmühlen. Besonders mit Flügelanlage, auch zu alten Getreidesäcken mit dem historischen Logo der „Büngerschen Mühlen“.

Tipp: Und wer schon jetzt eine arbeitende Windmühle anschauen möchte, muß nur ein kleines Stück weiterfahren. In Altkalen steht die funktionstüchtige Schwestermühle. Auch vom Rostocker Mühlenbaubetrieb Hofwolt errichtet, gleicht sie der Großen Mühle bis ins Detail. Ankieken.

 

©www.zwillingswindmuehlen.de